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Helga König im Gespräch mit Romana Echensperger über ihr Buch "Von wegen leicht und lieblich"-Christian

Liebe Romana Echensperger, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Von wegen leicht und lieblich - Das ultimative Weinbuch nur für Frauen" auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert. Deshalb möchte ich heute einige Fragen an Sie richten.

Anbei der Link zur Rezension:http://weinundspiri.blogspot.de/2017/10/rezension-von-wegen-leicht-und-lieblich.html

Helga König: Beim ersten Durchblättern Ihres Weinbuches bemerkt man sofort den Unterschied zu anderen Weinbüchern. Es tauchen sehr viele Fotos von Ihnen aber auch Modezeichnungen auf, die sich sehr gut mit den ebenfalls darin enthaltenen Weinimpressionen vertragen. Können Sie den Lesern etwas über die Absicht der interessanten, optischen Gestaltung Ihres Buches verraten?

 Romana Echensperger
Foto: Jan Stephan Aubrich
Romana Echensperger: Ich wollte kein klassisches Weinfachbuch schreiben, dass mit der typischen Weinkeller-Optik illustriert ist, sprich "Kellermeister vor’m Fass" oder "Winzer mit Rebstock". Mir war es wichtig, dass das Sinnliche, was Wein umgibt auch optisch in dem Buch transportiert wird. Es sollten Bilder sein, die optisch Frauen explizit ansprechen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden.

Helga König: Im Rathaus in Tübingen kann man eine Bacchantin bestaunen. Sie ist nackt und tanzt auf einem prallen, goldenen Traubenzweig. Wann änderte sich das Bild der Wein genießenden Frau, wann hörte man auf, sie in die Ecke einer auf dem Tisch tanzenden Mänade zu stellen?

Romana Echensperger:  Das liegt denke ich an zwei Faktoren. Einmal natürlich an der Emanzipation - Frauen haben heute alle Bereich die früher der Männerwelt vorbehalten waren, erobert. Aber es liegt auch daran, dass Wein generell demokratisch geworden ist. Damit meine ich, dass durch modernste Weinbaumethoden und Kellertechnik sich die Durchschnittsqualität enorm verbessert hat. Heute ist es fast unmöglich geworden richtig schlechten Wein zu kaufen. Dadurch muss man heute nicht mehr die besten Jahrgänge oder besondere Winzer kennen, um eine gute Flasche Wein zu ergattern. Jeder entscheidet heute selber, wieviel er über Wein wissen möchte. Dieser pragmatische und freie Umgang mit Wein kommt uns Frauen entgegen. 

 Helga König
Helga König: Sie schreiben, dass Männer dazu neigen, Wein als Statussymbol zu betrachten. Ergibt sich daraus, dass Weinliebhaberinnen sich beim Weinkauf weniger durch große Namen beeindrucken lassen?

Romana Echensperger:  Ja - auf jeden Fall. Frauen vertrauen eher auf ihren Geschmack und ihnen ist der soziale Status eines Weines eher egal. Die sagen "das ist der Hello Kitty Rosé, der schmeckt mir - ich kauf’ das jetzt" und es ist ihnen egal was jemand anderes dazu sagt. 

Helga König: Worin besteht ein unkonventioneller und doch gekonnt stilvoller Umgang mit Weingläsern und Weinutensilien?

Romana Echensperger
Foto: Jan Stephan Aubrich 
Romana Echensperger:  Erlaubt ist was gefällt und einem den Weingenuss nicht unnötig verkompliziert. Ich finde diese dünnen, edlen und mundgeblasenen Gläser toll. Wenn ich aber jemand bin,  der Gläser grundsätzlich in die Spülmaschine steckt, hat man daran nicht lange Freude. Also bitte - dann kauft man robustere Gläser. Ich bin im Übrigen ein sehr haptischer Mensch. Mein Lieblingsglas ist aus der Roland-Serie von Theresiental. Ein mundgeblasenes und kunstvoll geschliffenes Kristallglas - in sehr altmodischer Optik. Das liegt aber so wunderbar in der Hand und hat eine so seidige Oberfläche - es ist ein Genuss aus diesem Glas zu trinken. Vor allem, wenn man gemütlich auf dem Sofa lümmelt und ein Buch liest, ist dieses Glas mit festem Stand einfach super praktisch. Jeder Fachmann würde da wohl eher den Kopf schütteln. Aber ein Fachmann ist Gott sei Dank nicht vor Ort, wenn ich auf dem Sofa lümmel… 

Helga König: Worin unterscheiden sich Weingespräche im Kreise weinkundiger Frauen von denen weinkundiger Männer?

Romana Echensperger:  Das Thema Wein ist schnell sowie effektiv besprochen und dann spricht man über etwas anderes. Was die Kinder machen, wo man das Kleid gekauft hat, welche Marotten des Ehemannes einen auf die Palme bringen, man lästert ein bisschen, usw…. 

Helga König: Sie haben sich in Ihrem Buch auch mit dem biologischen Anbau und veganen Weinen befasst. Sind Frauen diesbezüglich aufgeschlossener als Männer?

 Romana Echensperger
Foto: Jan Stephan Aubrich
Romana Echensperger: Das weiß ich nicht. Ich wollte einfach über das Thema Bio im Weinbau aufklären, Hintergründe erläutern, warum es für manche schwierig ist Bio zu machen, etc.,.. und zwar ohne moralinsaures Geschwätz. Da ist der Biowein auch eine andere Geschichte als zum Beispiel biologisch erzeugtes Fleisch. Da geht es um das Tierwohl. Gerade im landwirtschaftlichen Bereich ist es wichtig, sehr konsequent für Bio einzutreten. Im Weinbereich sehen wir eine enorme Professionalisierung in der Biobranche und das sich konventionelle und biologisch arbeitende Betriebe heute wunderbar austauschen. Man lernt voneinander. So soll es sein. Diese alte Schwarz- und Weißmalerei ist eine Sache von gestern. Wir haben so viel Polarisierung in der Welt - wir brauchen jetzt nicht noch Moralapostel die Bio und konventionelle Betriebe aufeinander hetzen. Mir ist ein aufgeklärter Umgang mit dem Thema wichtig und zwar ohne Dogma. Die Weltverbesserer aus der 2-Zimmerwohnung, die meinen mit Biokonsum bessere Menschen zu sein und sich über andere zu erheben, finde ich fürchterlich spießig und denen muss der Wind aus den Segeln genommen werden. Denen sollte nicht die Deutungshoheit über Bio überlassen werden. Sonst ist Bio am Ende.

 Helga König
Helga König: Worauf kam es Ihnen bei Ihrer Beschreibung der wichtigsten Weinsorten und Stile hauptsächlich an? 

Romana Echensperger: Jede Rebsorte hat eine Aura, die sie umgibt, eine Kultur und einen besonderen Charakter. Fast so wie bei Menschen. Manche sind wahnsinnig intellektuell und schüchtern, manche sind regelrechte Diven, manche eher rustikal, manche enorm witzig - ich wollte die Rebsorten aus diesem Blickwinkel heraus porträtieren. Ich wollte das anschaulich machen. Und natürlich auch die Weine, die daraus gemacht werden vorstellen. 

Helga König: Am 19. Oktober 2017 sind Sie Laudatorin bei der Preisvergabe der Deutschen Weinkritik an die Initiative Twin Wineries. Den Preis werden 17 deutsche und 17 israelische Weingüter gemeinsam erhalten. Sie schreiben in Ihrem Buch auch von israelischen Weinen. Was möchten Sie unseren Lesern hierzu kurz mitteilen? 

Romana Echensperger: Wein bringt Menschen zusammen. Frieden und Freundschaft wird zwischen Menschen und nicht zwischen Politikern oder Staaten gemacht. Ich engagiere mich sehr für die deutsch-israelische Freundschaft aus verschiedenen Gründen. Einmal sollte jeder Mensch sich in irgendeiner Form gesellschaftlich engagieren. Neben der Erinnerungskultur, dass das Thema Israel und Judentum automatisch umgibt, ist es meines Erachtens wichtig, lebendige Bande in die Zukunft zu knüpfen. Das gelingt wunderbar mit diesem Engagement. Und dann ist leider Antisemitismus in unserem Land wieder ein größeres Thema. Oftmals äußert sich das in einer total krassen Israelkritik - bis hin dass das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird. Ich mache israelische Weinproben für Endverbraucher, um den Menschen Land und Leute näher zu bringen aber auch deshalb, um Israel sichtbar zu machen. Auch um meine Haltung zu zeigen: Freunde - bis hierhin und keinen Schritt weiter!

Helga König: Auch über Prickelndes schreiben Sie. Würden Sie Sekt und Champagner primär als Festgetränk begreifen wollen? 

 Romana Echensperger
Foto: Jan Stephan Aubrich
Romana Echensperger: Das kommt darauf an, was man mit Festgetränk meint. Wenn man Champagner nur zu Hochzeiten und Geschäftsabschlüssen trinkt, finde ich das viiiiieeeeel zu wenig. Ich sehe es andersherum. Immer, wenn ich eine Flasche Champagner öffne ist das ein Fest! Und man soll ja Feste feiern wie sie fallen - auch im Alltag… 

Helga König: Besonders gefallen hat mir, dass Sie sich in ihrem Buch auch mit den Weinbegleitern befassen. Ist dies ein Terrain, das Frauen leichtfüßiger betreten als Männer? 

Romana Echensperger: Meinen Sie damit das Thema Wein & Speisen? Ja - ich denke Frauen tun sich da leichter. Sie kaufen Wein auch eher bezogen auf Anlässe. Sie überlegen sich, wenn sie was kochen, was dazu passen könnte. 

Helga König: Sie haben eine Reihe von Interviews mit Weinfrauen gemacht. Gibt es Gemeinsamkeiten bei diesen Frauen in ihren Aussagen, die sie von Weinmännern wesentlich unterscheiden?

Romana Echensperger: Ich habe keine Männer interviewt - daher kann ich das nicht vergleichen. Ich habe die Frauen ganz gezielt ausgesucht, um zu zeigen in welchen Teilen der Weinbranche es tolle Jobs gibt die Frauen besetzten können. Es gibt so fantastische Frauen in der Weinwelt - da wollte ich einige davon porträtieren - das hat unheimlich viel Spaß gemacht. 

Helga König: Wie würden Sie Ihre Liebe zum Wein mit einem Satz beschreiben? 

Romana Echensperger: Wein ist Lebensfreude und ich freue mich einfach gerne.

Liebe Romana Echensperger, besten Dank für  das aufschlussreiche Interview.

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