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Helga König und Peter J. König im Gespräch mit Harald Kiltz

Lieber Herr Kiltz, dieser Tage haben wir drei Ihrer Weine verkostet und auf " Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Heute möchten wir  einige Fragen zu Ihrer Familie, dem Weingut und zu Ihren Weinen an Sie richten.

Hier die Links zu den Weinbesprechungen: 

Peter J. König:  Bevor wir Sie zu Ihrer Familie, Ihren Weinen und Ihren Lagen befragen, möchten wir von Ihnen wissen, wie Sie den besten deutschen Sauvignon Blanc hergestellt haben, der auf dem "Concours Mondial du Sauvignon"€œ in  Bordeaux 2012 als bester deutscher Sauvignon und 2013 mit der "Special Trophy" ausgezeichnet worden ist?

 Harald Kiltz
Harald Kiltz: Das ist eine spannende Geschichte: Schon im Jahr
2000 hatte ich 15.000 km entfernt mein Sauvignon-Erlebnis "der dritten Art". Auf einer Australien-Exkursion zum Ende meines Weinbau- & Oenologie-Studiums kam es zum "Zusammenstoß" mit einem unglaublichen Sauvignon Blanc aus Neuseeland – diese schiere Explosion an Frucht kannte ich von keiner anderen Sorte, schon gar nicht trocken ausgebaut.  Sofort fing ich an, alles über diese geniale Sorte in mich aufzusaugen. Schnell wurde klar – das ist es! Und vor allem bietet die Nahe, speziell das einzigartige Gutenberger Mikroklima, idealtypische Bedingungen: Das besondere ist, dass wir Deutschlands regenärmstes Gebiet sind, mit zum Teil sogar unter 400 mm Niederschlag. Insbesondere Gutenberg hat hier durch die von Süden und Westen vorgelagerten Berge noch mal eine Sonderstellung. Dadurch haben wir meist trockene Herbste und können die Trauben sehr lange am Stock hängen lassen – mehr Frucht!  Im Jahr 2001 war es dann soweit – Sauvignon wurde als Rebsorte in Deutschland zum Anbau freigegeben. Das war unsere Chance, die Sorte zu pflanzen. Hier sind wir absoluter Pionier. 2005 hatten wir unsere erste Ernte, die sofort ausverkauft war. Nun begann ein jahrelanger Entwicklungsprozess. Die äußerst dünne Beerenhaut macht den Sauvignon im Anbau sehr empfindlich. Geerntet werden die Trauben daher ausschließlich mit Hand und nur gesundes Lesegut herausselektiert. Im Ausbau habe ich das Glück, dass mein Großvater schon den Betrieb in mehreren Etagen angelegt hat und wir sehr schonend, ohne weiteres Pumpen die Trauben verarbeiten können.  Hoch erfreut sind wir über die Resonanz von Beginn an: Unser Weingut Genheimer-Kiltz (GK) hatte bisher 7 Ernten – alle wurden mit Gold prämiert. Und noch viel schöner:  2010 DLG GOLD Extra, als bester trockener Sauvignon Blanc. 2012 Concours Mondial du Sauvignon in Bordeaux: "Bester deutscher Sauvignon" (bis 10 €).   2013 Großer Durchbruch auf dem Concours Mondial du Sauvignon – DER Weltmeisterschaft für Sauvignon: Wir gewinnen die "Special Trophy" – DEN weltweiten "Supercup" des Sauvignon. Eine tolle Bestätigung und riesengroße Verpflichtung!  


Helga König: Wo konkret ist Ihr Weingut gelegen?



Harald Kiltz: Gutenberg liegt am Fuße der "Burg Gutenberg", im Gräfenbachtal, einem Seitental der Nahe bei Bad Kreuznach (5 Min zur A61 und 30 Min nach Mainz). Das "Weinland Nahe" gilt unter Kennern mit gutem Grund als Tipp, nicht zuletzt auch wegen seiner traumhaft schönen Landschaft. Hier ist GK zuhause.

Peter J. König: Wie müssen wir uns Ihre Lagen vorstellen und welches Terroir  liegt vor?

Harald Kiltz: Im Weinland Nahe finden sich auf kleinstem Raum mehr als 180 verschiedene Bodenformationen – diese Vielfalt gibt es nirgendwo sonst im gesamten europäischen Raum. Innerhalb 100 Metern können Sie drei verschiedene Böden haben. Die Spätburgunder stehen bei GK auf unseren heißen roten Sandböden im Hang, die meisten weißen Burgunder auf den tiefgründigen Standorten und die Sauvignon Blancs haben wir auf verschiedene Bodenarten verteilt. Das hat sich über die Jahre als ideale Lösung herausgestellt. So gibt es insgesamt acht Standorte mit Sauvignon Blanc. Dies eröffnet uns für jedes Jahr optimale Möglichkeiten, das Beste zu selektieren.  

Helga König: Immer wieder machen Sie darauf aufmerksam, dass Ihre Anbauweise sehr naturnah ist. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Harald Kiltz: Grundsätzlich ist unsere Philosophie "Klasse statt Masse". GK will keine großen Mengen erzeugen, sondern stets außergewöhnliche Weine. Beste Lagen wollen zum Leben erweckt werden: Einsaaten vielfältigster Kräuter und Gräser, Verwendung natürlicher Pflanzenextrakte, gezielte Nutzung von Kompost und Grünschnitt, Förderung der Vielfalt und der Nützlinge. So werden unsere Böden zur Kraftquelle – ein gesunder Boden schafft ein lebendiges Terroir.  

Peter J. König:  Klima und Beschaffenheit des Terroirs sind für den Sauvignon Blanc optimal, wie Sie bewiesen haben. Welche anderen Rebsorten haben Sie auch noch angepflanzt?

Harald Kiltz: Das Weingut Genheimer-Kiltz liegt im Bereich der unteren Nahe. Hier ist das Klima wärmer als an der oberen Nahe und somit haben wir traditionell schon sehr lange Spätburgunder, Grau- und Weißburgunder an vorderster Stelle im Portfolio.  

Helga König: Weshalb bevorzugen Sie den Sauvignon augenscheinlich mehr als beispielsweise Riesling?

Harald Kiltz: Wie schon eingangs erläutert ist der Sauvignon eine Rebsorte, die mich auf vielfältigste Art fasziniert. Mit Sauvignon Blanc kann man fast alles: In den meisten Ländern trinkt man statt Riesling eher einen Sauvignon. Der passt zu fast allen Genüssen mit "frischer Ausstrahlung", auch gerne zu Gegrilltem.  


Peter J. König:  Der Sauvignon hat in Frankreich und in Üœbersee einen sehr hohen Stellenwert. Wie verhält es sich damit in Deutschland?


Harald Kiltz: Diese weltweit begehrte "Edelrebe" rangiert in Deutschland mengenmäßig noch sehr weit hinten, jedoch mit zunehmender Tendenz. Unabhängig von kurzlebigen "Modetrends" haben wir unserem "GK Sauvignon" eine eigenständige Ausprägung gegeben. Mit diesem Stil erreichen wir in Deutschland sehr viele Genießer, die die Rebsorte bisher nicht auf ihrer Einkaufsliste hatten. Auch heute leisten wir hier noch Pionierarbeit.  


Helga König: Nachdem Sie diese wunderbare Auszeichnung in Bordeaux erlangt haben, können wir uns vorstellen, dass aus vielen Ländern Nachfrage zu Ihrem Sauvignon Blanc besteht. Können Sie uns hierzu bitte etwas berichten?


Harald Kiltz: Da wir keine großen Mengen produzieren, liefern wir bisher nicht ins Ausland. Wir bieten unseren Kunden ein sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis (der "Special Trophy" Sauvignon Blanc aus unserer "Beste Lagen"-Kollektion kostet z. B. nur 16 €), so dass wir auf dem deutschen Markt sehr gut verkaufen.

Peter J. König:  Auch die Burgundertraube wird von Ihnen favorisiert. Würden Sie uns dazu etwas Erläuterndes sagen? 

Harald Kiltz: Schon vor vielen Jahren haben wir  uns entschieden, nicht mehr "alles" anzubieten. Durch die Fokussierung auf unsere Kernrebsorten Sauvignon Blanc, Grauer und Weißer Burgunder sowie Spätburgunder haben wir für jede einzelne Rebsorte die dringend notwendige Zeit, um herausragende Ergebnisse zu erzielen.
Spätburgunder ist eine der spannendsten und besten roten Sorten,
die es gibt, aber auch eine der forderndsten. Beim Spätburgunder, mit dem wir auch schon einige internationale Erfolge beim Wettbewerb „Mondial du Pinot Noir“ gefeiert haben, konnten wir vor vier Jahren endlich eine weitere sehr gute Lage dazu gewinnen.
So hat sich die Anbaufläche auf einen Schlag verdoppelt. Das war auch deshalb erforderlich, weil wir hier immer viel zu früh ausverkauft waren.   Die ältesten Reben unseres Pinots stammen von 1986 – damals an der Rieslinghochburg Nahe eine echte
Pionierarbeit durch meinen Vater Georg Kiltz.  Auf dem Plateau über Gutenberg, aber auch in unserer Kreuznacher Lage, haben wir sehr tiefgründige Böden für unsere Burgunder. Diese sind dort schon reif und mit einer tollen Frucht und Dichte erfüllt, wenn sie noch nicht so hoch im Alkohol sind. Gedankt wurde unserem Grauen Burgunder dies mit einer riesigen Nachfrage, vor allem auch in der Gastronomie.  Weinführer wie Gault Millau und Eichelmann sehen uns heute als „Burgunder- und Sauvignon-Blanc-Spezialisten“. Im aktuellen Weinführer wurden wir unter anderem mit der ersten Traube bzw. dem ersten Stern (Eichelmann) für unsere Burgunder- & Sauvignon-Blanc-Kollektion ausgezeichnet. 

Helga König: Last but not least, wie sieht die Arbeitsteilung in Ihrer Familie bezüglich des Weingutes aus, tragen Sie alle gemeinsam die Verantwortung für Ihre exzellenten Weine?

Harald Kiltz: Jeder in der Familie hat in unserem Betrieb sein Hauptaufgabengebiet. Wir helfen uns allerdings gegenseitig – da gibt es im Alltag viele Überschneidungen. Mein Vater Georg Kiltz ist verantwortlich für Vertrieb und Büro, meine Mutter Gerlinde Kiltz für Ab-Hof-Verkauf im Weingut und viel liebevolle Handarbeit im Weinberg. Weinberge, Keller und Marketing liegen in meiner Verantwortung.
Es erfüllt mich mit unglaublicher Freude und Dankbarkeit, dass meine Familie meine Leidenschaft für Sauvignon Blanc von Beginn an immer mitgetragen und unterstützt hat. Und natürlich sind wir gemeinsam auch ein wenig stolz, hier den richtigen Riecher gehabt zu haben – mit in jeder Hinsicht fantastischen Ergebnissen.  Auch in Zukunft steht GK / Genheimer-Kiltz für viele leckere und spannende Weine mit Charakter und dem "gewissen Etwas". Das ist erst der Anfang! 

Mehr Infos auf:   www.genheimer-kiltz.de
Bilder aus dem Bestand von Harald Kiltz

Lieber Herr Kiltz, wir danken Ihnen herzlich für dieses aufschlussreiche Interview.
Helga König, Peter J. König

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