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Helga König im Gespräch mit Dr. Rüdiger Dahlke

Lieber Herr Dr.  Dahlke, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Mythos Erotik" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Sie haben zu Beginn Ihres Buches eine Passage aus Salomons „Hohelied der Liebe“ zitiert. Was hat Sie dazu bewogen, gerade diesen Text an den Anfang Ihres neuen Buches zu stellen? 

 Ruediger Dahlke_(c) Sissi Furgler
Dr. Rüdiger Dahlke:  Da das Buch im späteren Verlauf manch recht gewagte Phantasien, inspiriert von Kursteilnehmerinnen und Klientinnen bringt, wollte ich gleich am Anfang zeigen, dass die bei uns üblich gewordene Prüderie und Angst vor Sinnlichkeit und Eros gar nicht zwingend aus den Wurzeln unserer Kultur stammt. Da kam mir das Hohelied der Liebe aus dem Alten Testament gerade recht. Ich hätte auch die Geschichte von Jesus und Maria Magdalena wählen können, aber das wäre für Katholiken dann gleich am Anfang ein Stolperstein gewesen, außerdem gibt es dazu nicht so schöne anmachende Texte. 

Helga König: Worin sehen Sie hauptsächlich die kulturellen Facetten des Eros? 

Dr. Rüdiger Dahlke: Als Kind von Venus und Mars verbindet Eros Krieg und Frieden oder Sieg und Frieden, wie in Siegfried, dem Held des Nibelungenliedes. Er(os) kann so die größten Gegensätze vereinen. Und es ist unsere Lebensaufgabe, die zwei Seelen in unserer Brust, wie Goethe sie nannte, wieder zusammen zu bringen. In Eros begegnen sich damit auch die ungestüme Natur von Mars und die geschliffene raffinierte Kultur von Venus, und auch dieses Zusammenspiel von Natur und Kultur in uns zu einem friedlichen Ausgleich, ja zu Harmonie zu bringen, ist eine unserer großen Aufgaben. Nicht zufällig ist auch Harmonia ein Kind von Venus und Mars. 

Helga König: Können Sie bitte genauer erläutern, weshalb lebendige Erotik die archetypische männliche Kraft des Mars benötigt und wie sich diese konkret ausdrückt?

Dr. Rüdiger Dahlke: In Eros, als Kind von Venus und Mars, drückt der Mythos aus, dass diese beiden Prinzipien gleichermaßen in das Thema Erotik hineinspielen. Konkret drückt sich die marsische Kraft in Mut und Entscheidungsfähigkeit aus, in Courage und ungestümem Draufgängertum. Von Mars kommt aber auch Energie und Lebenskraft, die ja in der Liebe entscheidend sind. Hesse spricht im Siddhartha von „Kämpfen rasender Liebe“, da spürt man bereits die marsische Komponente durch. 

Helga König: Sie schreiben, dass erotische Fantasien eine der liebsten inneren Beschäftigungen unserer Psyche sind. Wie begründet sich diese Tatsache? 

Dr. Rüdiger Dahlke:  Das geht aus den Erfahrungen von über 3 Jahrzehnten Psychotherapie und Beratung hervor. Aber es gibt auch sozialwissenschaftliche Untersuchungen, die zum Schluss kommen, dass ein durchschnittlicher Mann über 100 mal am Tag an Sex denken würde, aber nur selten mit der eigenen Frau. Natürlich gibt es aber auch eine entwicklungsgeschichtliche Komponente, denn Fortpflanzung war ja bis vor kurzem ein Hauptthema unserer Evolution und erst heute haben wir dieses Bestreben der Natur erstmals überlistet. Die Erotik ist aber natürlich die Anbahnung von Sexualität.

Helga König: Welche Bedeutung hat in Ihrem Denken Platons Kugelmensch? 

Dr. Rüdiger Dahlke:  Das Gleichnis von den Kugelmenschen ist in meinen Augen ein wundervolles Bild für unseren Entwicklungsweg. Aus der Einheit kommend, die sich in der Kugel, dem Symbol der Vollkommenheit verkörpert, werden wir durch Gott (Zeus) in zwei Hälften gespalten, die sich ein Leben lang suchen und damit der lebenslangen Suche Ausdruck verleihen. Davon sprechen wohl die Spanier wenn sie ihren Partner „la media naranja“, die Hälfte der Orange, nennen oder wenn bei uns der Volksmund diesbezüglich von der „besseren Hälfte“ spricht.

Helga König: Weshalb ist ein überbordendes Ego hinderlich für eine wirklich erfüllende Liebesbeziehung?

Dr. Rüdiger Dahlke:  Weil es sich über den Partner stellt und damit die Partnerschaft belastet. Liebe ist ein Resonanz-Phänomen. Ein überdimensioniertes Ego aber neigt zu Absonderung und Betonung der eigenen Sonderstellung, es kommt nicht leicht ins Mitschwingen.

Helga König: Wieso ist das Gesetz der Polarität entscheidend für die Tragfähigkeit und für das Überleben der Liebe und können wir alle lernen, diesem Gesetz gemäß zu leben? 

Dr. Rüdiger Dahlke: Die Beziehung beginnt im Idealfall mit der Liebe auf den ersten Blick und hat damit das Gesetz des Anfangs schon einmal auf ihrer Seite. Dann kommt eine Phase der Resonanz und Liebe. Die beiden gehen, sitzen, essen, liegen und schlafen miteinander und genießen in der Zweisamkeit ihre Resonanz. Aber irgendwann lässt die leichte Großhirnvergiftung in Gestalt des Hormonrausches nach und die beiden fangen an, sich den eigenen Schatten zu spiegeln. Damit kommt das Polaritätsgesetz, das wichtigste unter den Schicksalsgesetzen ins Spiel und entscheidet über die gemeinsame Zukunft. Wenn sie ihre eigenen Schattenanteile auf den Partner projizieren, haben sie wenig Chance und ursprünglich heiße Liebe wird sich in kalten Hass wandeln. Erkennen sie aber im gespiegelten Schatten eigene Seelenanteile, kann die Beziehung zu einer Art "Schattenarbeit" werden. Wir sehen daran, dass das Polaritätsgesetz wichtiger als das des Anfangs und sogar das der Resonanz ist, erkennen die Hierarchie unter den Gesetzen und bekommen so das notwendige Werkzeug an die Hand, um Beziehung zu Wachstum zu nutzen. Erlernen können wir die Schicksalsgesetze leicht, die Umsetzung ist schon schwerer aber natürlich möglich. In dem gleichnamigen Buch „Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben“ habe ich sie dargestellt in ihrem ursprünglichen Sinn, aber auch in ihrer wissenschaftlichen Untermauerung. 

Helga König: Wie hat sich die sexuelle Befreiung auf die Erotik aufgeklärter, entspannter Menschen generell ausgewirkt? 

Dr. Rüdiger Dahlke: Ich hoffe positiv, allerdings muss ich als ehemaliger Hippie und 68-er auch erkennen, wie viel noch offen geblieben ist. Mythos Erotik setzt da an und zeigt Wege auf, wie wir uns auf den Flügeln unserer Phantasie Seelen-Bilder-Welten großen sinnlichen Genusses eröffnen können. 

Helga König: Wie wichtig ist Hingabe für ein erfülltes Liebesleben und ist Hingabe für Männer und Frauen erlernbar? 

Dr. Rüdiger Dahlke:  Hingabe und Loslassen sind zwei große Herausforderungen für moderne Menschen und brauchen viel Einsatz und Achtsamkeit. Insofern ist etwa die in den USA ausgelöste Bonding-Welle, wo die Partner sich bei ihren Liebesspielen fesseln, ein Versuch, Loslassen und Hingabe zu fördern oder gar zu erzwingen. Wer ausgeliefert ist und sich gar nicht mehr wehren kann, mag sich auch gleich ergeben und folglich hingeben. Wer so spielerisch Situationen sucht, wo Widerstand zwecklos und gefährlich ist, arbeitet sozusagen an seinen Möglichkeiten loszulassen und sich ganz hinzugeben. 52 wöchentliche diesbezügliche Herausforderungen bringt der Tischaufsteller „Das Geheimnis des Loslassens“ – für jede Woche des Jahres eine Chance. 

Helga König: Welche Botschaft möchten Sie dem Leser Ihres Buches in erster Linie vermitteln? 

Dr. Rüdiger Dahlke: Ich möchte Ihnen, meinen Leser(inne)n, zurufen: Reden Sie miteinander, machen Sie es sich leicht und genussvoll, leben Sie ein erregendes mutiges Leben und wagen Sie sich an Ihre und die Phantasien Ihrer Partner heran - genießen Sie sie in vollen Zügen. Die Zeiten waren nie günstiger. Lassen Sie sich von zeitlosen Mythen und neuesten Erkenntnissen der Wissenschaftlich inspirieren. Wenn Ihnen „Mythos Erotik“ dabei hilft, macht mich das glücklich und Sie vor allem.

Lieber Herr Dr. Dahlke,  ich danke Ihnen herzlichst für das Interview.
 www.mythos-erotik.de 



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